Angesichts der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Dynamik des letzten Jahrzehnts (oder, um es ganz offen zu sagen, "das Ende der Welt, wie wir sie kennen") wird immer deutlicher, dass der Imperativ des ständigen Wachstums und der Entwicklung keine nachhaltige Vision für unsere Zukunft mehr ist, wenn wir überhaupt eine haben wollen.
Doch während immer mehr Einzelpersonen zu dieser Erkenntnis kommen, scheinen die großen Systeme, die unsere Welt und unsere Gesellschaften regieren, weniger bereit zu sein, ihr Verhalten zu ändern. Manchmal fühlt es sich so an, als wären wir in einer Strömung gefangen, gegen die es sinnlos ist zu kämpfen, aber das Schwimmen stromaufwärts scheint wichtiger denn je zu sein, da wir keine Zeit zur Verfügung haben, wie es normalerweise für solche grundlegenden kulturellen Wenden nötig wäre.
Die Rolle der Kunst in diesem Zusammenhang ist problematisch: Soll sie als Mittel zur Sensibilisierung dienen, um Empathie für ein tieferes Verständnis dieser Fragen zu entwickeln? Oder wäre das eine Einschränkung der künstlerischen Freiheit und eine Einladung zur Propaganda? Ist Kunst ein Luxus der entwickelten Welt, der als erstes abgeschafft werden sollte, wenn wir unseren Konsum reduzieren und unsere materiellen Bedürfnisse einschränken? Oder ist sie im Gegenteil das wichtigste Werkzeug, um in einer ansonsten hoffnungslosen und beängstigenden Welt zu überleben und unsere Hoffnungen aufrechtzuerhalten?
Das Projekt Flowing Connections (FLOC) verbindet vier Städten mit einem engen Bezug zum Wasser und überbrückt zwei europäische Kulturhauptstädte unter ihnen – Dresden in Deutschland an der Elbe, Budapest in Ungarn an der Donau, Rijeka (Kulturhauptstadt Europas 2020) in Kroatien an der Küste der Adria und Kaunas (Kulturhauptstadt Europas 2022) in Litauen an den Flüssen Nemunas und Neris. Diese internationale Kooperation erforscht die künstlerischen, ökologischen und kulturellen Fragen des Lebens am Wasser, der Flüsse und Meere, die unsere Städte gleichermaßen nähren und bedrohen, die Menschen, Nationalitäten und Landschaften trennen und vereinen, und unserer fürsorglichen oder missbräuchlichen Beziehungen zu ihnen.
Mit einem internationalen Kuratorenteam, welchem Kuratoren aus jedem Partnerland angehören, wird FLOC einen Pool von ca. 80 Kunstwerken aus den und um die Partnerländer herum aufbauen, die dann in drei Ausstellungen unterschiedlichen Umfangs in Deutschland, Ungarn und Litauen gezeigt werden: zunächst im Rahmen der Ausstellung OSTRALE Biennale O21 in Dresden im Sommer 2021 in cca. 6000 m2, dann im Projektraum des Kunstviertels in Budapest im Frühjahr 2022 auf ca. 400 m2 und schließlich im Rahmen des Europäischen Kulturhauptstadtprogramms von Kaunas im Sommer 2022 auf ca. 2000 m2. Die Ausstellungen werden von einem Artist-in-Residence-Programm begleitet, in dessen Rahmen 4 Künstler oder Künstlerduos aus den Partnerländern drei Wochen lang in Dresden in 4 Schiffscontainern Kunstwerke vorbereiten, die später in allen vier Partnerstädten im Rahmen der Ausstellungen und von ihnen selbst in Rijeka ausgestellt werden sollen (siehe Anhang Artist-in-Residence).
Die kuratorische und ausstellungsbezogene Arbeit von FLOC wird durch eine Reihe interner Workshops für die Leiter und Mitarbeiter der Partnerinstitutionen ergänzt, in denen Erfahrungen und gute Praktiken in den Bereichen digitales Kulturmanagement, Kunstvermittlung, kulturelle Nutzung postindustrieller Räumlichkeiten und Inklusion von Menschen mit Behinderungen ausgetauscht, geteilt und evaluiert werden, was zu einer Publikation und einem Dokumentarfilm über die Ergebnisse führt. Das Projekt wird kofinanziert durch das Creative Europe Programm der Europäischen Union.
„Meine Jugendzeit in Litauen war geprägt von der Existenz politischer Grenzen zwischen Ost und West. Seit dem ich mich mit der Kunst beschäftige, bin ich ständig auf der Suche nach Grenzen von Disziplinen oder Medien, um diese zu überwinden. Aber grundsätzlich bin ich an der Koexistenz an sich als Idee interessiert; und Kunst ist meine bevorzugte Möglichkeit, Informationen zu speichern und zwischen verschiedenen Orten oder Kulturen zu transportieren. Es gibt ein besonderes Phänomen, das mich schon immer fasziniert hat: die fließende (dynamische) Kontinuität, die aus bestimmten künstlerischen Positionen hervorgeht. Manche Kunstwerke kommen nie in eine Sackgasse, sie bleiben ständig im Fluss und verfügen über die Fähigkeit, Energie zu erzeugen. Das unermüdliche Schieben und Aufheben von menschengemachten Grenzen und das Erfinden neuer Formate, scheinen ein wesentlicher Teil dieses Prozesses zu sein. Das Geheimnis besteht meines Erachtens darin, sich zum Ausgangspunkt hin zu bewegen, anstatt am Ausgangspunkt zu beginnen."
Patricija Gilyte ist bildende Künstlerin, Teilnehmerin von OSTRALE O11 und O16; eingeladene Künstlerin von Kaunas Biennial 2011, REWIND – PLAY – FORWARD. Mitglied des kuratorischen Teams für die 3. Biennale der Künstler „Faktor X. Das Chromosom der Kunst" (*"Factor X. The Chromosom of Art" ) im Haus der Kunst München 2017. Mitglied im Deutschen Künstlerbund und im Litauischen Künstlerverband, im Letmekoo (Lithuanian Interdisciplinary Artists' Association). Studium an der Kunstakademie Vilnius / Kunstinstitut Kaunas und an der Akademie der Bildenden Künste München. Neben ortspezifischen Arbeiten umfasst ihr Werk performative Skulptur, Videokunst und Installation, und wird von Fragen rund um den Begriff der Grenze dominiert. Unterstützt durch verschiedene Stipendien, entwickelte sich ihre Arbeit während der Residenzen und Kooperationsprojekte in Deutschland, Österreich, Litauen, Polen, Griechenland, Serbien, der Türke i, der Schweiz. Ihre Videoarbeiten wurden in verschiedenen internationalen Ausstellungen gezeigt. 2019 zeigte die KKKC Kunsthalle Klaipeda, Litauen ihre Einzelausstellung EQUINOX, 2020 wird ihre Einzelausstellung im Kunstmuseum Vytautas Kasiulis in Vilnius eröffnet. Von „Kaunas – European Capital of Culture 2022" Institution beauftragt.
„Es is schwer an der kuratorischen Arbeit in allgemeinen zu glauben. Aber das kann uns dazu verführen die textbezogene kuratorische Aktivität als Phylaktérion zu interpretieren. So nannte man jene Rollen mit offenem Ende, auf die man einst die durch bildliche Darstellung nicht wiederzugebenden Geschichten aufzeichnete und die dann den dargestellten Figuren im Nacken hingen; so musste also der Andersartigkeit des Bildes abgeholfen werden. Das Wort selbst aber heißt ursprünglich Wachposten, Amulett und Gebetsriemen. Der Text soll also über die Bedeutung wachen, sie feststellen oder zu fixieren versuchen. Das Bild aber nimmt den Text an, es trägt ihn an sich oder nimmt ihn als Parasit. Andererseits aber hängt die Frage, welche Bedeutungen man von den Bildern abliest, auch davon ab, welche Texte man sonst liest."
Krisztián Kukla ist Kurator und Künstlerische Leiter der Art Quarter Budapest (Ausstellungen, Künstlerateliers, Artist in Residence). Hat an der Universität Debrecen in Philosophie promoviert. Als DAAD-Stipendiat hat er Kunstgeschichte und Philosophie an der WWU Münster studiert. Derzeit ist er assoziierter Professor an der Fakultät für Medien und Kommunikation der Milton-Friedman-Universität, Budapest, und Dozent an der Fakultät für Ästhetik der Pázmány-Péter-Katholischen Universität. Von 2011-2015 war er Geschäftsführer des MODEM-Zentrums für moderne und zeitgenössische Kunst in Debrecen, Ungarn. Seit 2015 Künstlerischer Leiter und Organisator des Leopold-Bloom-Kunstpreises, des bedeutendsten unabhängigen Kunstpreises in Ungarn.
"Wir suchen nach Modi der Destabilisierung des Systems der scheinbaren Realität durch Mechanismen der diskursiven Analyse (und der visuellen Repräsentation), um Lücken, Territorien der unentdeckten Möglichkeiten zu schaffen, die außerhalb der von der dominanten Kulturpolitik auferlegten Wahlmöglichkeiten zu finden sind. Wir interessieren uns für Themen imaginativer Geographien (E. Said ), d.h. - die Art und Weise, wie andere Orte, Menschen und Landschaften repräsentiert werden, die Art und Weise, wie diese Vorstellungen die Vorurteile und Wünsche ihrer Erfinder widerspiegeln, und die Machtverhältnisse zwischen diesen Autoren und den Subjekten ihrer Vorstellungen. Wir finden das Potenzial in nicht-institutionellen Bildungsplattformen als Möglichkeit zur Gründung von Kollektivitäten, zum öffentlichen Austausch kritischer Positionen und zur persönlichen Beziehung zum Begriff der offiziellen Wahrheits- und Glaubenssysteme."
Slobodne veze ist eine selbstregulierende Initiative von Künstlern, Kuratoren und Kulturschaffenden, im Jahr 2009 gegründet. Zwei Gründungsmitglieder nehmen am kuratorischen Team teil: Ivana Meštrov (links) studierte Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität Pantheon-Sorbonne in Paris mit Schwerpunkt auf zeitgenössischer Kunst. Derzeit Kuratorin des Museums für moderne und zeitgenössische Kunst in Rijeka (MMSU), verantwortlich für das Ausstellungsprogramm des Museums für die Europäische Kulturhauptstadt Rijeka 2020. Nataša Bodrožić (rechts) studierte an der Fakultät für Politikwissenschaften in Zagreb, an der Universität Lumiere 2 in Lyon und an der Universität der Künste in Belgrad. Bislang hat sie zahlreiche Ausstellungen, Symposien und Projekte im öffentlichen Raum in Kroatien und im Ausland mitkuratiert oder produziert. Ivana Meštrov und Nataša Bodrožić waren beide Ko-Kuratoren der Biennale junger Künstler aus Europa und dem Mittelmeerraum (BJCEM)> MEDITERRANEA 16:ERRORS ALLOWED, die 2013 in Ancona, Italien, stattfand.
“Contemporaneity is a central category of our work, carried by the spirit of interfering, enriching our society and constantly contributing to renewal. This is only possible if questions, issues and paradigms of our time are not reduced to one view. We are looking for diverse answers, individual positions and complex artistic perspectives. Constantly examining our own attitudes, questioning the foreign and the new with interest, is for us both a basic attitude and a challenge. Looking outwards opens up the possibility for us to bring in our own points of view and place them in an open discourse. For us, creativity arises from the forces of cultural identity, global exchange, urban open space and empirical play in art. To promote and challenge these will continue to be our mission.”
Andrea Hilger (rechts) ist 1. Vorstand und künstlerische Leiterin der OSTRALE. Geboren 1970 in Leipzig, Künstlerin, Veranstalterin, Gründerin und Direktorin der OSTRALE – Zentrum für zeitgenössische Kunst 2007; Gründerin von TANZart Dresden 1997; Gründerin HILLUMINATION – Licht + Bühnenkunst 2001; Mitglied/Vorstand der Tanzbühne Dresden e.V. seit 1999. Förderpreisträgerin der Stadt Dresden 2009; Mitglied im Orga-Team der Konferenz der Konkurrenten in Vorbereitung auf die europäische Kulturhauptstadt 2025. Antka Hofmann (links) ist 2. Vorstand, Mitbegründerin und Co-Leiterin der OSTRALE, und seit 2013 stellvertretende Leiterin des Ausstellungsaufbauteams. Geboren 1977 in Großenhain, Künstlerin, Kulturmanagerin, lebt und arbeitet sie in Dresden und Heiligendamm. Als Künstlerin hatte sie Einzelausstellungen in Berlin, Leipzig und Dresden, sowie verschiedene Gruppenausstellungen in Deutschland, Polen, Russland, Belgien, Spanien und Malta.
OSTRALE - Center for Contemporary Art (Dresden / Deutschland) geht es vor allem darum, einen Raum für internationale, grenzüberschreitende Kulturprojekte zu schaffen. Damit trägt sie zur Entwicklung einer offenen Kulturlandschaft bei, in der unterschiedliche, künstlerische Standpunkte in einen Dialog treten. Neben der Suche nach Verbindungen zwischen Kunstformen sollen auch Verknüpfungen zu Wissenschaft, Bildung und gesellschaftlichem Engagement hergestellt werden. Die Ausstellungen und Projekte der OSTRALE können langfristig bestehen, da sie sich auf wichtige gesellschaftliche Themen konzentrieren, die die europäische Identität thematisieren. Der künstlerische Ausdruck, frei von jeglichem von außen auferlegten Zweck oder Nutzen, veranschaulicht den tiefgreifenden Inhalt dessen, was die Werke zu vermitteln versuchen. Die OSTRALE steht im Zentrum des pulsierenden Dresdner Kulturlebens, einer Szene, die alle Formen der Kunst umfasst. Die OSTRALE ist sowohl auf lokaler als auch auf internationaler Ebene aktiv und beteiligt sich an Kunstausstellungsprojekten außerhalb Deutschlands, wie z.B. in Ungarn, Polen, Malta und vielen anderen Ländern. OSTRALE ist der leitende Partner des Projekts FLOWING CONNECTIONS.
Art Quarter Budapest (Budapest / Ungarn) ist ein unabhängiges Kunstzentrum. Es wurde 2012 initiiert und fungiert als Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst, Atelierhaus und Residenzprogramm in einem einzigartigen renovierten Fabrikgebäude, der ehemaligen Haggenmacher-Brauerei. Zahlreiche ungarische bildende Künstler und kreative Unternehmen fanden in dem Gebäudekomplex ihren dauerhaften Sitz. Das Art Quarter Budapest betreibt ein internationales Artist-in-Residence-Programm, bietet Raum für ein einzigartiges experimentelles Tonstudio (Spatial Sound Institute) und organisiert Ausstellungen in seiner gemeinnützigen Galerie. Das Art Quarter Budapest wurde zu einem kulturellen Schmelztopf einer internationalen kreativen Gemeinschaft mit einer großen Vielfalt von Künstlern aus Musik, angewandter Kunst, Tanz und bildender Kunstszene. Sie konzentrieren sich auf die Entwicklung ihres Publikums, organisieren Kunstveranstaltungen und Kulturprogramme für die lokale Gemeinschaft und schaffen gleichzeitig internationale Netzwerke.
VSI Kaunas 2022 (Kaunas / Litauen) wurde von der Stadtverwaltung Kaunas, der Bezirksverwaltung Kaunas und dem Verein "Kultūros tempo akademija" als Hauptorganisation gegründet, die für die Umsetzung des Programms "Kaunas Kulturhauptstadt Europas 2022" verantwortlich ist. Die Hauptziele der Organisation stehen in engem Zusammenhang mit dem strategischen Entwicklungsplan der Stadt und umfassen die Einbeziehung der Gesellschaft in die Gestaltung des Wandels und die Bewältigung einiger ihrer wichtigsten Herausforderungen. Seit ihrer Gründung hat sich die Organisation stark auf das Engagement der lokalen und künstlerischen Gemeinschaft für Forschung, Interpretation, Förderung und Erhaltung des modernistischen Kulturerbes sowie auf die Entwicklung internationaler Partnerschaften zwischen modernistischen Städten konzentriert. Die aktuellen Aktivitäten von Kaunas 2022 bis zum Titeljahr 2022 umfassen eine Reihe von internationalen und lokalen Projekten, darunter eine internationale Sommerschule zum Thema Kulturerbe, Konferenzen zum Thema Kulturerbe, die Entwicklung der Online-Plattform modernizmasateiciai.lt und andere.
Slobodne Veze (Loose Associations - contemporary art practices, Kroatien) ist eine selbstorganisierte Initiative von Künstlern, Kuratoren und Kulturschaffenden. Sie sucht nach Mitteln der Destabilisierung des Systems der scheinbaren Realität durch Mechanismen der diskursiven Analyse. Die Organisation ist in Kroatien und im Ausland aktiv. Im Jahr 2013 kuratierten sie die Biennale Mediterranea 16- Junger Künstler in Ancona, Italien, und ihre Zusammenarbeit mit dem Biennale-Netzwerk dauert bis heute an. Im selben Jahr starteten sie die Projekt- und Bürgerkampagne zur Erhaltung und kritischen Neubewertung des architektonischen Kulturerbes der Spätmoderne. Das Projekt ist international unter dem Namen MOTEL TROGIR bekannt. In dessen Rahmen organisieren sie kulturelle Veranstaltungen, Ausstellungen, Artist-in-Residence-Programme, Studienbesuche, Führungen, aber der wichtigste Bereich des Projekts ist die Erforschung des Zeitraums von 1945 bis 1990 in Kroatien und das damit verbundene Verlagswesen. Gegenwärtig sind sie Partner im EU-Projekt "Collective domain of cultural memory".
2020 | |||
01.09 | PROJECT BEGINS | ||
25.09. | KICK-OFF MEETING | – Selection of Artists in Residence – Communication matters (Website, Logo, usw.) – Financial discussion | ONLINE |
12.10.- 19.10. | 1. CURATORIAL MEETING | – Visiting exhibition sites – Jury meeting, artist selection | DRESDEN |
18.10. | WORKSHOP | – Digital Cultural Management – Financial training session for partners | DRESDEN |
2021 | |||
18.02.- 26.02. | 2. CURATORIAL MEETING | – Jury meeting, final artist selection – Positioning workshop, building discussions | DRESDEN |
24.02. | WORKSHOP | – Case study and brainstorming for the OSTRALE Biennale O21 | DRESDEN |
05.06.- 20.06. | FLOC-ARTIST IN RESIDENCE (1) | Melanie Richter, Jana Rinchenbachová | DRESDEN |
05.07.- 18.07. | FLOC-ARTIST IN RESIDENCE (2) | Anna Fabricius | DRESDEN |
20.07.- 02.08. | FLOC-ARTIST IN RESIDENCE (3) | KOLXOZ | Viktor Vejvoda, Maxim Polyakov | DRESDEN |
01.09.- 18.09. | FLOC-ARTIST IN RESIDENCE (3) | Gabriele Gervickaite | DRESDEN |
xx.06.- xx.06. | 3. CURATORIAL MEETING | – Artist assistance in build-up at the OSTRALE Biennale O21 – Artist selection for Budapest and Kaunas | DRESDEN |
29.06. | PRESS CONFERENCE - OSTRALE Biennale O21 / 11h | DRESDEN | |
01.07. | OPENING - OSTRALE Biennale O21 / 16h | DRESDEN | |
01.07.- 03.10 | EXHIBITION OSTRALE Biennale O21* | * The realisation of the exhibition itself is financially supported by the funding institutions of the respective organising institution. Only the opening events are funded within the framework of the FLOC project. | DRESDEN |
2022 | |||
19.03.- 22.05. | EXHIBITION OUT of OSTRALE O22 Budapest, Flowing Connections | BUDAPEST | |
20.03. | WORKSHOP | – Art Education and Audience Development | BUDAPEST |
01.06.- 30.06. | AIR-EXHIBITION Flowing Connections / Artist in Residence Exhibition | SPLIT | |
02.06. | WORKSHOP | – Postindustrial Spaces In Cultural Use | SPLIT |
18.08.- 05.10. | AIR-EXHIBITION Flowing Connections / Artist in Residence Exhibition | KAUNAS | |
19.08. | WORKSHOP | – Inclusion of people with disabilities – Concrete inclusion measures for the Kaunas exhibition | KAUNAS |
04.10. | PRESS CONFERENCE OUT of OSTRALE O22 Kaunas, Flowing Connections | KAUNAS | |
05.10. | OPENING OUT of OSTRALE O22 Kaunas, Flowing Connections | KAUNAS | |
05.10.- 13.11. | EXHIBITION OUT of OSTRALE O22 Kaunas, Flowing Connections* | * The realisation of the exhibition itself is financially supported by the funding institutions of the respective organising institution. Only the opening events are funded within the framework of the FLOC project. | KAUNAS |
02.12. | WORKSHOP / WRAP-UP MEETING | – Evaluation of the whole project – Sustainability measures | DRESDEN |
03.12. | PUBLIC PRESENTATION | – Panel talk with all partners – Premiere of the FLOC Documentary Film – Launch of the FLOC Booklet | DRESDEN |
Bitte beachten Sie, dass die genauen Daten der geplanten Aktivitäten Änderungen unterworfen sein können, insbesondere im Hinblick auf die aktuelle Situation der Korona-Pandemie. Diese Zeitachse wird regelmäßig aktualisiert, wenn Änderungen eintreten.
URBAN GARDENING + WATER LAB
Wasser ist die grundlegende Lebensressource und unser Umgang damit fraglich. Meist ist es Unverständnis und Ohnmacht angesichts gesellschaftlicher Strukturen, die einen ökologisch nachhaltigen und sinnvollen Umgang mit dem lebensspendenden Element verstellen. Die Künstlerinnen Rinchenbachová und Richter recherchieren für dieses Projekt, am Standort der OSTRALE in Dresden, zu Themenbereichen der Orts- und Landschaftsgestaltung mit dem Schwerpunkt der Wasserwirtschaft. Unter dem Aspekt der ökologischen Regulierung des Wasserhaushaltes entwickeln sie in interdisziplinärer Kooperation zukunftsweisende Ideen und partizipative Modelle, die unter Beteiligung weiterer Künstler und Bewohner mit dem Ziel einer gemeinschaftlichen Entwicklung und Umsetzbarkeit der Modelle enstehen. Der Container dient dabei als künstlerisches Ingenieurbüro und ist zugleich Kommunikations- und Entwicklungsort, wo Lösungsvorschläge visualisiert, diskutiert und öffentlich zugänglich sind.
http://www.melanierichter.de | http://rinchenbachova.com
WORK.FLOW
Im Kunstcontainer werden zwei Videoarbeiten gezeigt, die beide die Beziehung von persönlicher Geschichte und Arbeitswelt an zwei sehr unterschiedlichen Orten erkunden: Taiwan und Dresden. Der Film „6:30 A.M. - 6:30 P.M.“ zeigt drei ausländische Arbeiter in einer taiwanesischen Textilfärberei. Menschen aus Fleisch und Blut sprechen über ihre scheinbar unmenschlichen Arbeitszeiten. Sie sind zufrieden mit ihrer Arbeit, während sie sagen, dass sie ihre Familien zwei Jahre lang nicht sehen können. Für die Protagonisten scheint die Arbeit die einzige Identität zu sein, mit der sie sich identifizieren können. Diese Identität wird von der Künstlerin in Frage gestellt und verstärkt, als sie sie in eine Situation versetzt, die sie sonst in ihrem Leben nie erlebt hätten: auf den zu färbenden Stoffen ruhen. Der andere Film wurde in Dresden im Rahmen des Flowing Connections Artist in Residence Programms produziert und erforscht die Geschichten von Menschen mit Migrationshintergrund, die derzeit in der Stadtentwässerung Dresden arbeiten.
https://vimeo.com/annafabricius
KOMBINAT
Das KOLXOZ ist ein Kollektiv aus Tiraspol und Prag, das innerhalb des Zyklus des kulturellen Lebens arbeitet – von Forschung und Produktion bis hin zu Replikation und Distribution, wobei jeder Schritt dieser Prozesse zu einer Manifestation der Wahrnehmung der umgebenden Realität wird. KOLXOZ erforscht das Potential der Grenzen. KOLXOZ sucht nach Wegen, Räume für Kommunikation außerhalb der formellen Zonen zu organisieren. Sie sind die diesjährigen OSTRALE Artists in Residence, eingeladen von Slobodne Veze. Für Dresden haben sie das Konzept des KOMBINATs entwickelt, das sich auf die Produktionslogik der ehemaligen sozialistischen Länder Osteuropas bezieht; eine Möglichkeit, an einem Ort mehrere verschiedene Unternehmen zu vereinen, die durch einen technologischen Prozess miteinander verbunden sind. Auf der ISO-Container-Plattform wird ein Kombinat für die Produktion von „Samisdat“ (Selbstgedrucktem) entstehen, als prozessorientiertes, kollektives Kunstwerk mit ungewissem Ergebnis.
https://telegra.ph/kolxoz-info-08-03
THE BODY AS AN ARCHIVAL CONTAINER VS MECHANISMS OF CONTROL
Die Werke für die Container-Installation entstehen vor Ort in Dresden. Im Fokus der Künstlerin bleibt dabei stets der Mensch, sein Inneres samt erlebten Situationen. Der Container fungiert dabei als Gedächtnisarchiv und beherbergt eine Installation von Bildern aus diversen Materialien und Textcollagen, als Begegnungsstätte zur Offenbarung menschlicher Gefühle und assoziativer Empfindungen. In der künstlerischen Praxis von Gervickaitė spielt die Biopolitik eine besondere Rolle. So wird es auch einige Verweise auf das tabuisierte soziale Verhältnis zwischen dem Körper und den Mechanismen der Biopolitik geben, die den menschlichen Körper unter Kontrolle halten. Nicht zuletzt wird sie auf aktuelle Besonderheiten der Pandemie eingehen und hinterfragen, wann die Würde des Menschen noch gewahrt wird und wann bereits Statistik und Zahlen die Macht übernehmen. Besonderes Augenmerk wird die Künstlerin auf die Suche nach der Beziehung Körper – Medizin legen, die sie nicht nur als Mittel der Hilfe, sondern auch als Mittel der Kontrolle analysieren wird.
http://www.gabrielegervickaite.com/
13. Internationale Ausstellung zeitgenössischer Künste
Dresden 01.07. – 03.10.2021
Robotron-Kantine
01.07. – 03.10.2021
Zinzendorfstraße 5, 01069 Dresden
Di – Fr 10 bis 18 Uhr und 18 bis 19 Uhr Feierabendticket
Sa – So 11 bis 19 Uhr und 19 bis 20 Uhr Kurzticket
Eintrittspreis: 15 EUR (ermäßigt: 10 EUR)
Timeslot-reservation obligatory
Reservieren Sie Ihre Tickets hier
Gedenkstätte Bautzner Straße
14.07. – 03.10.2021
Bautzner Str. 112A, 01099 Dresden
Mo – So 10 bis 18 Uhr
Preise und Tickets hier
Stadtentwässerung / Kläranlage Kaditz
06.07. – 03.10.2021
Scharfenberger Str. 152, 01139 Dresden
Dienstag, Donnerstag, Samstag 12 Uhr
Besuch durch Führungen mit Anmeldung
Wunschtermine buchen für Gruppen möglich
Buchen Sie Ihre Führung hier
OSTRALE.Basis Übigau
17.07. – 03.10.2021
Rethelstraße 45, 01139 Dresden
Di – Sa 12 bis 18 Uhr
In den Flüssen nördlich der Zukunft / werf ich das Netz aus (Paul Celan)
Mensch sein ist nicht genug und doch schon zu viel. Manchmal verhalten wir uns wie Roboter, möchten aber wie Tiere fühlen. Wie können wir Arbeit und Vergnügen, Kunst und Industrie, Politik und Poetik neu atmen und denken, wenn alles ineinanderfließt, wie Ströme in einen Fluss? Ist der ganze Planet unser Zuhause oder nur die Quadratmeter, die wir einnehmen?
Zwischen Desorientierung und Neuorientierung, um neue Wege zu finden und Sackgassen zu vermeiden, müssen wir anders atmen. Wir müssen die Perspektive wechseln und auf die achten, die am Rande unseres Blickfeldes stehen: die Außenseiter, die Unterdrückten, die Unbekannten, aber auch Biosphären, Bauwerke und soziale Räume. Am Tor einer neuen, post-pandemischen Ära, erschöpft aber hoffnungsvoll, neugierig und bereit für eine Wende, erforscht die OSTRALE in 2021 wie wir mit unseren Mitmenschen, Tieren und unserer komplexen Umwelt zusammenleben.
Angesichts der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Dynamik des letzten Jahrzehnts (oder, um es ganz offen zu sagen, "das Ende der Welt, wie wir sie kennen") wird immer deutlicher, dass der Imperativ des ständigen Wachstums und der Entwicklung keine nachhaltige Vision für unsere Zukunft mehr ist, wenn wir überhaupt eine haben wollen.
Doch während immer mehr Einzelpersonen zu dieser Erkenntnis kommen, scheinen die großen Systeme, die unsere Welt und unsere Gesellschaften regieren, weniger bereit zu sein, ihr Verhalten zu ändern. Manchmal fühlt es sich so an, als wären wir in einer Strömung gefangen, gegen die es sinnlos ist zu kämpfen, aber das Schwimmen stromaufwärts scheint wichtiger denn je zu sein, da wir keine Zeit zur Verfügung haben, wie es normalerweise für solche grundlegenden kulturellen Wenden nötig wäre.
Die Rolle der Kunst in diesem Zusammenhang ist problematisch: Soll sie als Mittel zur Sensibilisierung dienen, um Empathie für ein tieferes Verständnis dieser Fragen zu entwickeln? Oder wäre das eine Einschränkung der künstlerischen Freiheit und eine Einladung zur Propaganda? Ist Kunst ein Luxus der entwickelten Welt, der als erstes abgeschafft werden sollte, wenn wir unseren Konsum reduzieren und unsere materiellen Bedürfnisse einschränken? Oder ist sie im Gegenteil das wichtigste Werkzeug, um in einer ansonsten hoffnungslosen und beängstigenden Welt zu überleben und unsere Hoffnungen aufrechtzuerhalten?
Die OSTRALE Biennale in Dresden ist die drittgrößte internationale Ausstellung für zeitgenössische Künste in Deutschland, die seit 2007 jährlich in den Sommermonaten stattfindet und im Jahr 2017 zur Biennale überging. Sie ist keine Verkaufsausstellung per se, was ihr die Freiheit gibt, abseits des Marktgeschehens gesellschaftlich relevante Themen zu diskutieren.
Als Raumpionier öffnet die OSTRALE leerstehende Industrie- und Kulturbrachen. Die Ausstellungen fanden bisher an verschiedenen Schauplätzen des ehemaligen Schlachthofkomplexes im Ostragehege in Dresden sowie an ähnlichen postindustriellen Orten in ganz Europa statt. Nach Verlassen des Ostrageheges wurde die OSTRALE Biennale in 2019 in der Historischen Tabakfabrik f6 im Stadtteil Striesen und an 5 weiteren dezentralen Standorten in Dresden durchgeführt. Diese letzte Ausgabe begrüßte in gut zwei Monaten mehr als 30.000 Besucher, darunter 9.000 Studenten aus Dresden und ganz Sachsen.
Für die OSTRALE Biennale O21 bietet sich den Veranstaltern dank der großzügigen Unterstützung der Immobiliengesellschaft Gerchgroup AG die einzigartige Chance, die Ausstellung im Jahr 2021 erstmals im Herzen Dresdens zu präsentieren. Das Gebäude ist ein Zeitzeugnis der Ostmoderne und ein oft übersehener Teil der Architektur- und Sozialgeschichte der Stadt Dresden.
Die Robotron Kantine ist die ehemalige Betriebsgaststätte und eines der letzten noch stehenden Gebäude des bereits abgerissenen Robotron-Computerfabrikkomplexes, einst ein Kronjuwel der technologischen Innovation, aber auch des architektonischen Optimismus, in Dresden und in der gesamten DDR in den 1960er und 1970er Jahren. Nach der Schließung der Fabrik ist ihr Schicksal jedoch etwas unglücklich verlaufen. Eine Zeit lang diente es als Veranstaltungsort für verschiedene kulturelle Aktivitäten und auch als Proberaum für die nahe gelegene Semperoper, doch in den letzten Jahren stand es in einem immer schlechter werdenden Zustand leer. Die Diskussion um seine mögliche Reaktivierung gewann während der Vorbereitungsphase der Bewerbung Dresdens um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025 an Dynamik, in deren Rahmen mehrere neue Konzepte für das Gebäude entwickelt wurden. Nun, da die Stadt Dresden nicht mehr im Wettbewerb um den Titel steht, bleibt die Zukunft der Robotron Kantine ungewiss. Die Öffnung durch Kunst kann den Weg ebnen sie als Kulturstätte neu zu beleben.
Im Jahr 2021 werden erste wichtige Schritte in diese Richtung unternommen, denn die beiden führenden Dresdner Organisationen für zeitgenössische bildende Kunst, das Kunsthaus Dresden und die OSTRALE – Zentrum für zeitgenössische Kunst , führen im und um das Gebäude temporäre Veranstaltungen durch. Zunächst werden vom Kunsthaus Dresden eingeladene KünstlerInnen mit ihrem internationalen Kunstprojekt North East South Westdie Fassaden und Außenbereiche der Kantine aktivieren. Im Sommer dient die Kantine dann als Hauptort der OSTRALE Biennale O21, die Kunstwerke von rund 160 Künstlern aus aller Welt präsentiert, die von einem internationalen Kuratorenteam aus Kroatien, Litauen und Ungarn ausgewählt wurden, und von den Leiterinnen der OSTRALE begleitet werden.
Ein weiterer wichtiger Veranstaltungsort der OSTRALE Biennale O19 wird die Stadtentwässerung Dresden sein, direkt in der Nähe des OSTRALE Center in Dresden-Übigau. Die faszinierenden Anlagen werden als spannende Kulisse für die ausgestellten Kunstwerke dienen und Wissenschaft, Industrie und bildende Kunst in einen ungewöhnlichen Dialog bringen. Mit ihrem langjährigen Engagement in Umwelt- und Klimafragen, ihren Programmen zur Einbindung und Aufklärung junger Generationen über den verantwortungsvollen Umgang mit Abwasser und natürlichen Ressourcen ist die Stadtentwässerung Dresden ein natürlicher Partner für das aktuelle Programm der OSTRALE, welches sich auch mit den Fragen unserer Beziehungen zu Flüssen, Wasser, Nachhaltigkeit und den weiteren Zusammenhängen zwischen Gesellschaft, Umwelt und Kunst beschäftigt.
Dieses Thema steht auch im Mittelpunkt von Flowing Connections, einer vom Creative Europe Programm der Europäischen Union kofinanzierten kulturellen Zusammenarbeit, die bei der Umsetzung der OSTRALE Biennale O21 eine entscheidende Rolle spielt, insbesondere wenn es um den kuratorischen Prozess, die Vorbereitung und die Eröffnung der Ausstellung geht. Es ermöglicht eine Auswahl der in Dresden präsentierten Kunstwerke in Budapest (Ungarn), Rijeka/Split/Zagreb (Kroatien) und in der europäischen Kulturhauptstadt Kaunas (Litauen) im Jahr 2022 auszustellen. Parallel begleiten weitere Aktivitäten wie ein Artist in Residence-Programm, Workshops und Symposien zu Fragen der Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Vermittlungsstrategien und Inklusion die Ausstellungen.
Das OSTRALE.basis Dresden ist seit April 2020 der neue Hauptsitz und eine wichtige Referenz für die Künstlerischen Residenzen der Biennale! In der Tat begrüßt die OSTRALE jedes Jahr in ihrem Künstlerwohnung Künstler aus ganz Europa, wo sie übernachten und ihre künstlerische Forschung betreiben können. Das OSTRALE.basis ist nicht nur die "Backstage" der Biennale, sondern soll auch ein sozialer Raum für die Gemeinde Übigau sein wo wir einen Kinosalon, literarische Lesungen, künstlerische Workshops und ökologisch-nachhaltige Aktivitäten veranstalten wollen. Die Gemeinde ist herzlich eingeladen, das kulturelle Programm mitzugestalten und an diesem Prozess der Stadterneuerung teilzunehmen, um diesen Stadtteil mit einem lebendigen kulturellen Leben zu aktivieren. Im Moment läuft in dem Garten der OSTRALE.basis"Das Zukunft Projekt", eine Reihe von kreativen Workshops mit Studenten der Kunsthochschule Dresden und Wroclaw für die Schaffung eines nachhaltigen Kunstgartens zusammen mit den Kindern des örtlichen Kinderhauses Sonnenschein. Das OSTRALE.basis bietet lokalen Künstlern ein Plattform für Ausstellung und Projektentwicklung.
Weitere Kooperationspartner ist die Gedenkstätte Bautzner StraßeIn einem Rundgang durch das einzige original erhaltene Stasi-Untersuchungsgefängnis in Sachsen kann nachvollzogen werden, wie der staatliche Repressionsapparat seine politischen Gegner auszuschalten versuchte. In der Ausstellung und anhand eindrücklicher Mitschnitte im ehemaligen Büro des Dresdner Stasi-Chefs zeigt sich der Alltag des Sicherheitsdienstes. Diese Dichte historischer Räume, verbunden mit interaktiven Ausstellungen und Zeitzeugenberichten, ist bundesweit einzigartig. Die Intervention der OSTRALE Biennale O21 steht mit zeitgenössischer internationaler Kunst dem historischen Bezug des Ortes gegenüber und versucht einen Dialog zwischen der Vergangenheit und Gegenwart so wie der Zukunft herzustellen.
Eine frische Auswahl aus dem Material der OSTRALE Biennale O21 Ausstellung zeitgenössischer Künste in Dresden wird vom 19. März bis zum 22. Mai in den Ausstellungsräumen des art quarter budapest präsentiert, die den gesamten Gebäudekomplex von aqb 'bewohnt': neben dem größeren und dem kleineren Galerieraum (aqb Project Space und aqb AiR Room) wird auch das große Raumklangstudio auf dem Gelände als gelegentlicher Veranstaltungsort für Performances und Installationen genutzt. Die Ausstellung umfasst zudem zwei Kunstcontainer (Werke von Anna Fabricius und dem Kolxoz Kollektiv), die im Rahmen des Artist-in-Residence-Programms in Dresden im letzten Sommer entstanden sind.
Die neueste Ausgabe der OSTRALE entstand aus einem Open Call für KünstlerInnen, begleitet von einer internationalen kuratorischen Zusammenarbeit, die sich auf das vielschichtige Dilemma des Wachstums im Kontext der visuellen Kunst konzentriert. Diese groß angelegte Ausstellung fand im Sommer und Herbst 2021 statt und umfasste mehr als 130 ausstellende KünstlerInnen. Ihr unkonventioneller Hauptveranstaltungsort war die für die Biennale provisorisch revitalisierte Robotron-Kantine, ein emblematisches Gebäude, das an die DDR-Zeit erinnert und sich fast im barocken Zentrum der Stadt befindet. Der kollektive Titel der Ausstellung, auf den sich die KuratorInnen schließlich einigten, lautete Atemwende/Breathturnund thematisierte die lose in Sektionen angeordneten Kunstwerke mit seinen poetischen und fast unausweichlichen Untertönen. Die Zusammenarbeit der kroatischen, litauischen und ungarischen KuratorInnen und der (ost)deutsche Standort führten zu einem spannenden Zusammenspiel von Kunstszenen und Positionen. Ein zeitgenössisches Kunstereignis, das das Wort „Ost“ in seinem Namen trägt, hat natürlich geopolitische Bedeutung und reflektiert über die Dilemmata der Gegenwart hinaus definitiv die postkommunistische historische Erfahrung des ehemaligen Ostblocks.
Diese Kooperation wurde im Rahmen des Projekts Flowing Connections (kofinanziert durch das Creative Europe Program der Europäischen Union) ermöglicht, das neben der kuratorischen Zusammenarbeit zwischen den Partnern aus den vier Ländern auch das Artist in Residence-Programm in Dresden im Jahr 2021 umfasste und im Herbst 2022 mit einer Ausstellung aus dem Material der OSTRALE Biennale O21 in Litauen, in der Europäischen Kulturhauptstadt 2022 Kaunas und einem Seminar zum postindustriellen Kulturerbe in Split, Kroatien, fortgesetzt wird.
Die Ausstellung bei aqb trägt den Titel "Sind Sie sicher, dass Sie weg wollen?" Wir fragen uns: Was passiert nach der symbolischen und tatsächlichen Atemwende? Mit der Formulierung eines undefinierten und vielleicht unlösbaren Dilemmas, der Artikulation oder, wenn Sie so wollen, der Überwindung von Unsicherheit, schafft der neue Titel eine gemeinsame Basis für die Werke. Er verweist auf die Emigration, auf das symbolische Aufgeben. Die Ausstellung umfasst auch Werke einer Reihe von KünstlerInnen, die ihr Debüt in Ungarn geben. Sie erzählen lokale und regionale, persönliche und allgemeine Geschichten von lauten oder leisen Konflikten, von Tieren und Menschen, von Macht und Werten - meist mit ironischer Moral. In einer Polyphonie der Stimmen und mit Ernsthaftigkeit zeigt die Ausstellung die poetische und alltägliche Natur der künstlerischen Tätigkeit, die Heroisierung der Arbeit, aber auch die satirische Verspottung eben dieses Heroismus, ob er nun ein Merkmal des vergangenen oder des aktuellen Managerkapitalismus ist.
Als die Ausstellung ihren an das Video von Petra MRŠA angelehnten Titel erhielt, schien das, was inzwischen erschreckende Realität geworden ist – nämlich dass die schockierenden Kriegsereignisse heute zum Alltag in der Ukraine gehören –, noch in weiter Ferne zu liegen. In der Auswahl der KünstlerInnen aus 15 Ländern sind zwei Ukrainer vertreten. Nikita Kadans Gazelka ist eine Fahne, die aus dem Blech eines von Granatsplittern durchlöcherten Lastwagens in der Donbass-Region gefertigt wurde, und verkörpert damit die Idee der Revolte der Dinge. Larion Lozovoys Video(The Machine and the Garden)verwendet Landschaftsaufnahmen aus einer Reihe von Propagandafilmen über die sowjetische Kollektivierung, um die scheinbar unschuldige Beziehung zwischen der Natur und den Helden der Filme zu entlarven.
Sowohl als Kunstinstitution, die sich auf den internationalen Dialog konzentriert, als auch als Gemeinschaft verurteilt aqb die militärische Aggression und die Invasion der Ukraine aufs Schärfste. Wir stehen in Solidarität mit den Menschen, die unter dem Krieg leiden.
Eröffnung: 19.03.2022 Samstag 18 Uhr
Eröffnungsrede: Zsolt Miklósvölgyi, Chefredakteur des Magazins Artportal
Zu sehen von 20.03.2022 bis 22.05.2022
Ort: art quarter budapest, Nagytétényi út 48-50., 1222 Budapest, Ungarn
Kurator: Krisztián Kukla
Kuratorenteam für OSTRALE Biennale O21:
Nataša Bodrožić, Ivana Meštrov, Patricija Gilytė, Krisztián Kukla
Ausstellende KünstlerInnen:
Seçkin AYDIN, Viktor BRIM, János BRÜCKNER, Gaby BURCKHARDT, Daniel BURKHARDT, Nadja BUTTERNDORF, Mauro CUPPONE, Abdoul-Ganiou DERMANI, Tibor DIETERS, Alexei DMITRIEV, Anna FABRICIUS, Zsolt FERENCZY, Michael HEINDL, Yuki JUNGESBLUT, Nikita KADAN, Neža KNEZ, KOLXOZ, Glorija LIZDE, Larion LOZOVOY, Dean MAASSEN, studio ASYNCHROME, Petra MRŠA, Sali MULLER, Csaba NEMES, Andrea PALÁSTI, Predrag PRAVIĆ, Ghenadie POPESCU, Marko RODICS, Farid RASULOV, Sandra ROSENSTIEL, Goran ŠKOFIĆ, Lana STOJIĆEVIĆ, Kamen STOYANOV, Attila SZABÓ, Hajnal SZOLGA, József SZOLNOKI, Stipan TADIĆ, Philipp VALENTA, Arturas VALIAUGA, Vangjush VELLAHU, Xueying WANG, Yinglin ZHOU
Video-Installation, Filmvorführungen: Ana HUŠMAN, Endre KORONCZI, Kamen STOYANOV
Klanginstallation: Sarvenaz MOSTOFEY
Performance: Marko Gutić MIŽIMAKOV
Partner:
OSTRALE – Zentrum für zeitgenössische Kunst Dresden (Deutschland), Kaunas 2022 (Lithuania), slobodne veze (Croatia)
Sponsoren:
Budapest Brand, Goethe Institut Budapest, Nemzeti Kulturális Alap, Österreichisches Kulturforum Budapest. Die Ausstellung ist Teil des Kooperationsprojekts Flowing Connections, das vom Programm Creative Europe der Europäischen Union kofinanziert wird.
Öffnungszeiten:
Montag: geschlossen | Dienstag: 14:00 - 18:00 | Mittwoch: 14:00 - 18:00 | Donnerstag: 14:00 - 20:00
Feitag: 14:00 - 18:00 | Samstag: 12:00 - 16:00 | Sonntag: geschlossen | Der Besuch der Ausstellung ist kostenlos.
Die Ausstellung und der Workshop Flowing Connections (FLOC) in Kaunas werden einer der Höhepunkte des Jahres 2022 sein – dem Jahr, in dem Kaunas den Titel Kulturhauptstadt Europas trägt und ein Programm mit dem Namen Contemporary Capital und mehr als 4000 Veranstaltungen und Aktivitäten anbietet. Das FLOC Artist in Residence-Programm ist Teil einer umfassenderen Partnerschaft zwischen der OSTRALE Dresden und Kaunas 2022, die auch eine Satellitenausstellung der OSTRALE Biennale in Kaunas einschließt.
Der ausgewählte Ausstellungsort ist das Hauptpostamt von Kaunas – eines von 44 Objekten der modernistischen Zwischenkriegsarchitektur in Kaunas, das 2015 von der Europäischen Kommission mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet wurde. Es passt perfekt zur OSTRALE Biennale, die Pionierarbeit bei der Ausstellung von Kunstwerken an ungenutzten Orten leistet. Der Ort soll dazu beitragen, das Konzept der OSTRALE-Biennale durch die ausgewählten Kunstwerke zu verdeutlichen. Das Artist in Residence-Projekt aus vier Schiffscontainern mit Kunstwerken, die von Künstler*innen während ihres Aufenthalts in Dresden vor Ort installiert wurden, wird vom 1. Juli bis zum 6. Oktober 2022 in Zapyškis, Bezirk Kaunas, Litauen, für Besucher geöffnet sein.
Die Ausstellung wird von der NRO Ars Futuri in Zusammenarbeit mit Kaunas 2022 und der OSTRALE - Zentrum für zeitgenössische Kunst Dresden konzipiert und durchgeführt. Mit dem Ziel, einen professionellen Einblick in die Entwicklung der FLOC-Ausstellungen und des Artists in Residence-Programms zu gewährleisten, hat Kaunas 2022 die in Deutschland ansässige Kulturschaffende, international tätige bildende Künstlerin und erfahrene Kuratorin Patricija Gilytė zur Zusammenarbeit eingeladen. Patricija Gilytės Arbeiten umfassen performative Skulpturen, Videokunst und Installationen. Sie ist Mitglied des Kuratorenteams der OSTRALE Biennale O21, Mitglied des Deutschen Künstlerbundes und des Litauischen Künstlerverbandes.
Alle Kulturinstitutionen im Ausstellungsbetrieb verwenden auf die eine oder andere Weise digitale Werkzeuge für die Organisation, Kommunikation, Verwaltung und Logistik ihrer Ausstellungen: gemeinsam genutzte Dokumente, Server, Clouds usw. Diese Tools sind jedoch häufig nicht genau auf die ganz speziellen Bedürfnisse dieser Art von Institutionen zugeschnitten. In den letzten Jahren hat die OSTRALE ein eigenes Online-Datenbanksystem entwickelt, um all diese verschiedenen Arten von Aufgaben auf integrierte und effiziente Weise zu bearbeiten. Seit Beginn des FLOC-Projekts wurden die delegierten Kuratoren in die OSTRALE-Datenbank eingeführt, über die der gesamte Prozess der Bewerbungen, des Informationsmanagements, der Juryentscheidungen, der Kommunikation mit den Künstlern, der Organisation der Logistik und der Positionierung der Kunstwerke durchgeführt wird. Im Rahmen dieses Workshops, der aufgrund der coronabedingten Beschränkungen in Form eines Online-Webinars abgehalten wurde, gab Sven Dämmig, der Entwickler der OSTRALE-Datenbank, den Partnern einen detaillierteren Einblick in die Funktionsweise und den technischen Hintergrund der Datenbank, ihre Hauptmerkmale und möglichen Entwicklungsrichtungen. Außerdem untersuchte er die Möglichkeit, dieses maßgeschneiderte Softwaresystem in etwas umzuwandeln, das später anderen Kultureinrichtungen als Produkt angeboten werden könnte, um ihnen die Arbeit im digitalen Kulturmanagement zu erleichtern und wesentlich effizienter zu gestalten.
Ihre Kunstausstellungen für ein möglichst breites Publikum zugänglich zu machen, war schon immer ein Kernziel der Arbeit der OSTRALE. Im Laufe der Jahre bedeutete dies nicht nur, spezielle und oft unterprivilegierte Gruppen (Kinder, Studenten, ältere Menschen, junge Menschen mit Migrationshintergrund und auch Flüchtlinge) mit speziellen Programmen und Angeboten zu erreichen, sondern auch Inklusionsmaßnahmen gegenüber Menschen mit körperlichen Behinderungen. Dazu gehörte die Barrierefreiheit der Ausstellungsorte sowie die Entwicklung der mobilen Anwendung OSTRALE AllSense, die auf Smartphones heruntergeladen werden kann, aber auch über Geräte, die vor Ort ausgeliehen werden können, genutzt werden kann. Diese Anwendung hilft blinden und sehbehinderten Menschen bei der Navigation durch die OSTRALE-Ausstellungen und bietet außerdem Audiomaterial und Gebärdensprachvideos (produziert vom VIGEVO-Netzwerk deutscher Gebärdensprachdolmetscher) mit der Beschreibung einer Auswahl der in den Ausstellungen gezeigten Kunstwerke. Im Rahmen des Workshops trafen die Teilnehmer Dr. Jan Blüher, den Entwickler der AllSense App, der als Blinder selbst über direkte Kenntnisse und Erfahrungen verfügt, wie Kunstausstellungen von Menschen mit Sehbehinderung wahrgenommen werden können. Er demonstrierte, wie das System funktioniert und diskutierte weitere Strategien und Praktiken der Nutzung der Software innerhalb und außerhalb des Rahmens von der OSTRALE. Obwohl diese App aufgrund der extremen Kurzfristigkeit beim Bau der OSTRALE Biennale O21 nicht in die Dresdner Ausstellung 2021 integriert wurde, werden die Möglichkeiten, dieses System bei den weiteren FLOC-Ausstellungen im Ausland in Budapest, Split und Kaunas einzuführen, vom Projektteam geprüft.
KOMMT BALD
KOMMT BALD
Die zeitgenössische Kunstausstellung FLOC wird im Jahr 2022 in Kaunas stattfinden. Während der Ausstellung wird Kaunas 2022 zusammen mit Expert*innen aus verwandten Bereichen ein Bildungsprogramm anbieten, zu dem auch ein Workshop zum Thema der Zugänglichkeit von Kultur für Menschen mit Behinderungen gehört. Der Workshop wird in Zusammenarbeit mit der Nichtregierungsorganisation "Ars Futuri" durchgeführt und zielt auf den Dialog und den Wandel hin zu barrierefreier Kunst und Kultur für alle ab.
Eines der jüngsten Ergebnisse dieses Programms ist die Veröffentlichung "Kultur für alle" - eine Reihe von Leitlinien, die von Kaunas 2022 zusammen mit der Designagentur "Critical" ausgearbeitet und online veröffentlicht wurden und die Vorschläge enthalten, wie Kulturveranstalter die Zugänglichkeit ihrer kulturellen Dienstleistungen verbessern können: https://kaunas2022.eu/prieinamumo-gidas/ und https://kaunas2022.eu/en/2019/10/15/culture-accessibility-guide-for-a-more-open-comfortable-and-friendlier-city-has-been-introduced/.
Der geplante Workshop wird den Kulturschaffenden das Thema der Zugänglichkeit für Menschen mit geistigen Behinderungen vorstellen und dazu einladen, die Unterschiede in der Art und Weise, wie Besucher*innen und Teilnehmer*innen kulturelle Aktivitäten und Veranstaltungen erleben, kennen zu lernen und Wege zu finden, wie Kulturschaffende die Zugänglichkeit der von ihnen produzierten kulturellen Inhalte verbessern können.